21. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Lukas (13,22-30)

Wir kennen alle das Schunkellied: „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind...“ Das wird dann um so inbrünstiger gesungen, je mehr Alkohol geflossen ist. Aber ob diejenigen, die das singen, das wirklich meinen?

Der Mann im Evangelium, der Jesus fragt: „Herr, kommen nur wenige in den Himmel, werden nur wenige gerettet?“, meint es wirklich ernst. Aber Jesus beantwortet seine Frage nicht direkt. Er sagt nicht, wie viel Prozent gerettet werden. Es geht nicht um eine Zahl, sondern um das „Gerettet-Werden“.

Liebe Mitchristen, haben Sie das Gefühl, dass Sie gerettet werden müssten? Haben Sie das Bedürfnis gerettet zu werden? Gerettet wovon? Das setzt voraus, dass wir uns in einer Notsituation befinden. Aber es geht uns allen - wenigstens hier Europa - doch relativ gut? Wovon soll ich gerettet werden? Von Schuld? Von Sünde? Ich bin doch kein Verbrecher. Ich halte mich - mehr oder weniger - an die Zehn Gebote. Ich fühle mich also nicht schuldig oder wirklich sündig!

Zur Zeit des Alten Testaments und zur Zeit Jesu wussten die Juden sich als Nachkommen Abrahams. Die Beschneidung war für sie der Nachweis, dass sie zum auserwählten Volk gehörten. Es konnte also nichts mehr schief gehen. Aber Jesus macht da deutlich, dass das nicht genügt. Unser Taufschein und unser Kirchenbeitragsnachweis sind noch keine Berechtigungsscheine für das Himmelreich. Wir kommen deswegen nicht automatisch in das Reich Gottes, in die Welt Gottes.

In den Augen Jesu spielt es keine Rolle, ob man mit ihm „gegessen oder getrunken oder ihn einmal auf der Straße gesehen hat“. Es reicht also nicht, ihn nur oberflächlich zu kennen. „Nicht wer zu mir ruft „Herr! Herr!“ kommt in das Himmelreich, sondern wer den Willen Gottes tut!“ Der Sonntagsgottesdienst erspart mir nicht, den ersten Schritt auf einen Menschen zuzugehen, mit dem ich in Unfrieden oder Feindschaft lebe. An unserem Lebensstil und unseren Taten sollen die Mitmenschen erkennen, dass wir zu Jesus gehören. Und das ist nicht immer so einfach. Die Tür ist eng!

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Die enge Tür ist nicht die „Himmelstür“. Die enge Tür steht nicht am Ende, sondern mitten in meinem Leben. Nicht irgendwann einmal muss ich mich durch sie „hindurchwuzeln“. Heute steht sie da. Heute kann ich versuchen, auf bequemem Weg an ihr vorbeizukommen, oder versuchen, „mit allen Kräften“ durch sie zu gelangen. Das ist jedes Mal der Fall, wenn ich meinem Gewissen treu sein soll, eine Pflicht erfüllen muss, die mir vielleicht unangenehm ist, oder wenn ich jemandem verzeihen soll, ohne Lohn oder befriedigendes Gefühl, wenn ich für andere auf etwas verzichten soll ohne Dankanspruch. Ich muss mich immer neu bemühen und ringen, durch die enge Tür zu kommen. Es geht immer um Nächstenliebe, Solidarität mit Ausgestoßenen, mich Einsetzen für den Frieden, Gerechtigkeit, für das Wohl von anderen. Der Himmel beginnt dort, wo die Liebe das Gesetz meines Lebens ist. Kann Gott dann, am Ende meines Lebens zu mir sagen: „Du hast nach deinem Vermögen, mit deinen Kräften, in deinem Bemühen grundsätzlich Recht getan“? Entscheidend ist: Wie viele „Liebestaten“ habe ich gesetzt? Oder: „Wer war glücklich, dass ich gelebt habe?“

Möchte ich „gerettet“ werden? Betrachte ich es als meine Rettung, wenn ich mein Lebensziel erreiche, nämlich: Bei Gott sein, mit ihm endgültig verbunden sein - ein Lebensziel, das aber schon jetzt beginnt sich zu verwirklichen?

Von einem Wunderrabbi wurde erzählt, dass er jeden Morgen vor dem Frühgebet zum Himmel emporsteige. Ein Mann, der davon hörte, lachte darüber und legte sich auf die Lauer, um festzustellen, was der Rabbi im Morgengrauen trieb. Da sah er: der Rabbi verließ als Holzknecht verkleidet sein Haus und ging zum Wald. Der Mann folgte ihm von weitem. Er sah den Rabbi einen Baum umhauen und in Stücke hacken. Dann lud sich der Rabbi das Holz auf den Rücken und schleppte es zu einer armen, kranken, einsamen Frau. Der Mann blickte durch das Fenster. Drinnen kniete der Rabbi am Boden und heizte ein. Als die Leute später den Mann fragten. „Nun, steigt der Rabbi wirklich zum Himmel?, sagte der Mann still: "Sogar noch höher!"

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